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Varroa 2033 – Bericht von der 2. Arbeitstagung am 12.-14-01.2024 in Dresden.

Ein Projekt was mir am Herzen liegt. Schon der Tagungsort war beeindruckend - der Plenarsaal. Geballtes Wissen, Know-how, viele Erfahrungen, Leidenschaft und jede Menge guter Ansätze trafen zusammen.

Das absolutes Highlight der Veranstaltung aber war: In der Kneipe sitzen die Leute von der AGT und der Arista zusammen an einem Tisch und stellten fest, alle haben ein gemeinsames Ziel – Varroaresistenz. Bekanntlich führen viele Wege nach Rom. Das ist in der Zucht nicht anders. Tatsächlich ziehen Carnica Leute, Buckfastler und der Verband Dunkle Biene sowie sämtliche Verbände an einem Strang.

 

Zusammenführen was zusammengehört. Wichtig ist die Zusammenarbeit!

 

In Dresden hat sich erneut die Arbeitsgruppe Biotechnik getroffen und ihre weitere Zusammenarbeit organisiert. Momentan sind wir ca. 30 Leute die sich austauschen und die biotechnischen Verfahren optimieren und voranbringen.
Ohne die Biotechnik geht es nicht! So sind sich mittlerweile alle einig! Medikamenteneinsatz tritt in den Hintergrund und wird nur noch als „Notfall“ Variante angesehen.

Das Bannwabenverfahren wird salonfähig, bestätigen Thomas Van Pelt sowie ca. 40 ImkerInnen mit 150 Völkern in einem Feldversuch 2023 in Belgien (s. www.bergbienen.com/projekte/).

Ich stelle demnächst meinen 2 Stufen-Absperrrahmen vor. Mit dem eine Brutpause recht einfach zu erreichen ist! Ohne Waben umzusetzen, ohne Chemie.

Es gibt Sie, die resistenten Bienen! VSH (Varroa sensitive Hygiene), SMR  (Unterdrückte Milben Reproduktion), wie die Züchter es auch nennen… Fakt ist, eine Handvoll Fähigkeiten führt dazu, dass sich die Bienen aus eigener Kraft gegen die Varroa zur Wehr setzen. Die große Herausforderung liegt nun in der Verbreitung der entsprechenden Erbanlagen. Damit sie zur Entfaltung kommen, müssen sowohl die Königin als auch der Drohn diese Fähigkeiten besitzen. Nachdem nur etwa 8 % aller Völker züchterisch bearbeitet sind (selektierte Königinnen und deren unmittelbare Nachkommen), muss die Verbreitung der Resistenzgene über die freie Paarung erfolgen. Und damit entscheiden vor allem die vielen Hobbyimker im Sinne der Basiszucht über das Schicksal unserer Bienenpopulation!

Dabei spielt uns die Natur in die Hände. Dank des einmaligen Begattungssystems (Diploide Königin, haploide Drohnen, Drohnensammelplätze, Mehrfachpaarung) können die Bienen sich schnell auf Umwelteinflüsse einstellen. Nur die Drohnen der vitalsten Völker kommen zur Paarung, wenn nicht die Imker durch den Einsatz von Medikamenten für das Gegenteil sorgen.

Momentaner Stand: Es achtet keiner auf die Fähigkeiten seiner Völker. Es wird pauschal behandelt.
Wenn man es genau nimmt, selektieren wir eher auf Anfälligkeit unserer Bienen. Mit der pauschalen Behandlung nehmen wir den Bienen die Möglichkeit sich anzupassen.
Ich bin mir sicher, jeder hatte schon unbemerkt ein Volk, das besser als die anderen mit der Varroa zurechtkam. Bei der nächsten Umweiselung, sprich Begattungsrunde ist die Fähigkeit aber wieder verloren. So geht es immer fort, wenn wir nichts ändern.

Warum ich die biotechnischen Verfahren von Dr. Ralph Büchler unterstütze? Es wurde bisher noch nicht so klar formuliert, worum es hier eigentlich geht. Das Ziel ist, die Völker so stark und vital wie nur irgend möglich in den Winter zu schicken. Die Winterbehandlung verliert dadurch an Bedeutung und kann zumeist entfallen. Völker, in denen sich Varroamilben und Viren stärker vermehren, verlieren dadurch ihre Vermehrungsmöglichkeit, weil ihre parasitierten Drohnen ausfallen, flugunfähig und impotent sind. Wohingegen Völker, die besser mit der Varroose zurechtkommen, fleißig Drohnen in die Luft schicken und ihre Resistenzeigenschaften verbreiten können. Wichtig vor allem, das Volk mit 0 % Toleranz ist jetzt raus aus der Vermehrung! Im Frühjahr kann es umgeweiselt und außerhalb der Honigproduktion aufgebaut werden oder für Ableger genutzt werden.

 

Maximale, vitale Einwinterungsstärke erreichen?

Warum nicht Ameisensäure für die Sommerbehandlung? Hat jahrelang funktioniert und genießt nach wie vor breites Vertrauen! AS ist aggressiv gegenüber den Bienen, kostet Lebenskraft und wirkt nicht gegen die Virenlast. Erst eine 2x Anwendung bringt unter guten Bedingungen ca. 90 % Wirkung.

Stefan Mandl (Bio Imker, Österreich mit ca. 15.000 Völker) meinte: „es kostet 2-3 Bienengenerationen bis die Schäden der AS ausgeglichen sind“.

Oxalsäure Behandlung von Völkern mit Brut ist wenig wirkungsvoll! 20 % der Varroen sitzen auf den Bienen, 80% in der Brut. Da kommt die OS gar nicht hin. Auch Blockbehandlung mit OS verdampfen ist nicht effektiv. Man kann theoretisch bedampfen bis keine Milbe mehr fällt. Die Viren sind aber noch da.

Jetzt zur Biotechnik:
Es gibt eine Brutpause von 3-4 Wochen. Die Varroa braucht dann ihrerseits weitere 1-2 Generationen ehe Sie wieder richtig in Schwung kommt. Jetzt das Wichtigste: in den 6-8 Wochen ist die Virenlast gesunken, die alten, kranken Bienen sind abgeflogen, die jungen Bienen können sich gesund entwickeln.

Es gibt verschiedene Verfahren: Brutentnahme, Teilen und Behandeln, Käfigen, Bannwabenverfahren. In Zukunft auch Kombinationen. Jeder Imker kann hier eine passende Variante für seinen Ablauf finden!

Letzter Punkt: warum der Behandlungszeitraum so wichtig ist. Ende August werden die sogenannten „Winterbienen“ aufgezogen. Dafür braucht es eine Generation vitale Pflegebienen. Mit biotechnischen Verfahren kann die Behandlung rechtzeitig im Zeitraum Juni/Juli erfolgen. Am Wochenende gab es einen dringenden Appell von Eugen Neuhauser:  „wer bis zum 15. August nicht behandelt hat, kann es auch gleich ganz sein lassen“. Dem gibt es nichts hinzuzufügen!

 

Eigentlich ist VR2033 für Hobbyimker ganz entspannt 😉

  1. Einwinterung so stark wie nur irgend möglich.
  2. Brutpause Anfang Juli, um die Virenlast zu unterbrechen. Idealerweise mit Bannwabenverfahren mit ca. 90-95% Wirkung.
  3. Gleichzeitiger Behandlungszeitraum im Vereinsgebiet.
  4. Dringend die Winterbehandlung weglassen. Wertschätzt Eure Drohnen! Sie sind der Schlüssel zum Erfolg!
  5. Ideal wäre der Besuch einer Belegstelle.

 


Heiko Ebermann

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1. Vorstand
Imkerverein 1886 Karlstadt u. Umgebung e.V.
Retzstadter Straße 13a
97289 Thüngen

0171 / 33 26 839
heiko.ebermann(at)imkerverein-karlstadt.de

 

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