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Zuchtplanungen für die kommende Saison

Die Zeit vor den Arbeiten an den Bienen sollte genutzt werden, die kommende Bienensaison vorzubereiten.

Leistungsprüfung 2023

Sofern im Herbst noch nicht erfolgt, sollte in den letzten kalten Tagen die Anordnung der Völker auf den einzelnen Ständen überprüft werden, so dass möglichst nur Prüfvölker mit letztjährigen Königinnen unterschiedlicher Abstammung zusammenstehen. Vermieden werden muss, dass auf den einzelnen Ständen nur jeweils Völker mit gleicher Abstammung vorhanden sind. Es ist für eine möglichst gleichmäßigen Verteilung aller verschiedenen Geschwistergruppen zu sorgen. Die letzten kalten Tage im Jahr mit geringem Bienenflug ermöglichen ein problemloses Verstellen und eine Sortierung der Völker. Das ist für die bevorstehende Leistungsprüfung und Auswertung von besonderer Bedeutung.

Aufbau von Prüfvölkern für 2024

Ab dem 12. Februar stehen unter www.beebreed.eu die Zuchtwerte der im Jahr 2022 geprüften Königinnen im Netz. Die Zuchtwerte sind wichtige Entscheidungshilfen für die Auswahl der Zuchtvölker in der kommenden Saison. Zunächst einmal muss – sobald es die Witterung zulässt – überprüft werden, ob die vorgesehenen Zuchtvölker im Frühjahr die gewünschte Volksstärke aufweisen und ihre Königinnen noch vorhanden sind. Beim Einsatz von älteren Zuchtölkern (drei- oder vierjährigen Königinnen) ist zu überprüfen, ob sich im Volk evt. nicht eine zweite, junge Königin befindet. Dies konnte in den letzten Jahren häufiger festgestellt werden. Nach dieser ersten Kontrolle entscheidet man, welche Völker als Zuchtvölker eingesetzt werden. Man sollte dabei nicht alles auf eine Karte setzen, sondern je nach Kapazität mehrere Zuchtmütter einsetzen, um eine gewisse genetische Breite zu erhalten. Es wird empfohlen, je Geschwistergruppe gleicher Anpaarung etwa 8 Völker zur Prüfung auf den eigenen Ständen oder bei anderen Züchtern aufzubauen, so dass nach der Prüfung im Jahr 2024 6 auswertbare Ergebnisse vorliegen.

Ein ganz wesentliches Element für die Beurteilung einzelner Geschwistergruppen in einer Zuchtpopulation ist die Fremdprüfung. Der Austausch von Zuchtmaterial kann dabei offen oder verdeckt – wie in einigen Regionalgruppen der AGT – erfolgen. Beim verdeckten Tausch sind die Termine für den Ringtausch genau einzuhalten, sowohl bei der Aufzucht der Königinnen (Reserven einplanen!), als auch für die Vorbereitung der Prüfvölker (Ableger- oder Kunstschwärme), in die die Königinnen aus dem Ringtausch eingeweiselt werden.

Rechtzeitig vor der Saison – meist schon im März – ist im beebreed-Portal ersichtlich, welche Drohnenvölker auf den einzelnen Belegstellen in der kommenden Saison stehen werden. Über das Zuchtplanungsmodul, bei www.beebreed.eu kann man ermitteln, welche Anpaarungen die besten fiktiven Zuchtwerte geplanter Nachkommen ergeben. Ein zentraler Punkt ist dabei auch der Inzuchtwert bei den Arbeitsbienen, den man immer besonders im Auge haben sollte.

Ein erheblicher Kostenfaktor bei weit entfernten Belegstellen (z. B. Inseln) sind die Transportkosten. Daher ist es ratsam, rechtzeitig Sammeltransporte zu den einzelnen Annahmestellen zu organisieren. Gegenüber dem Transport mit Speditionen können erhebliche Kosten eingespart werden. Informationen darüber gibt es in der April- oder Maiausgabe der Bienenzeitungen. Aber auch Belegstellenleiter können oftmals über geplante Sammeltransporte einzelner Züchtergruppen informieren. Bei einigen stark frequentierten Belegstellen ist zu Saisonbeginn die Kapazitätsgrenze erreicht. Deshalb müssen die Sendungen zuvor beim Belegstellenleiter angemeldet werden. So kann Ärger vermieden werden. Verstärkt sollte auch eine Anlieferung in der 2. Julihälfte auf den Inselbelegstellen genutzt werden. Drohnen sind hier – auf Grund der Trachtverhältnisse – reichlich vorhanden und gerade in der fortgeschrittenen Saison werden oftmals besonders hohe Begattungsergebnisse erreicht.

Ähnlich wie für Belegstellen steht auch bei Besamungsstellen fest, welche Drohnenvölker zum Einsatz gelangen. Anders als bei Belegstellen ist hier der Einsatz von bereits leistungsgeprüften Drohnenvölkern möglich (1b-Besamungen). Zwar wird dadurch die genetische Variabilität bei den zukünftigen Arbeitsbienen eingeschränkt, aber die Genauigkeit der Zuchtwerte erhöht. Sowohl für 1b- als auch für 4a-Besamungen (Töchter gekörter Völker) können bei beebreed fiktive Zuchtwerte geplanter Nachkommen ermittelt werden.

Noch wichtiger als bei Belegstellen ist die Einhaltung fester Termine bei Besamungsstellen, an denen meist zu einem festen Termin Lohnbesamungen durchgeführt werden. Bereits für die Aufzucht von Drohnen sind hier Anmeldungen mit der Zahl der angelieferten Königinnen möglichst genau anzugeben.

Vorbereitung von Drohnenvölkern für Belegstellen

Dort, wo Belegstellen betrieben werden, müssen bereits in der Saison 2023 die Drohnenvölker für 2024 aufgebaut werden. Bei der Auswahl des 4a-Volkes (Mutter der Drohnenvölker) sind besonders strenge Kriterien anzulegen. Es sind nicht nur hohe Zuchtwerte anzustreben, sondern es dürfen auch keine Hinweise auf Krankheiten (Kalkbrut, CBPV) vorhanden sein, denn die 4a-Völker haben einen großen Einfluss auf die gesamte Zuchtpopulation, insbesondere bei stark frequentierten Belegstellen. Es sind etwa doppelt so viele Drohnenvölker aufzubauen wie für den späteren Einsatz benötigt werden. Von Vorteil ist auch, wenn die Drohnenvölker nicht nur von einem Züchter, sondern von mehreren aufgebaut und überwintert werden, damit bei größeren Ausfällen genügend Reserven für die Belegstelle zur Verfügung stehen.

Breitenarbeit

Damit die Zuchtfortschritte in die Breite getragen werden und möglichst viele Imker von der Zuchtarbeit profitieren, sind in den einzelnen Regionen Umlarvveranstaltungen abzuhalten, bei denen Zuchtstoff in Form junger Larven aus geprüften Völkern abgegeben werden. Über die Drohnen der daraus entstehenden Königinnen werden letztendlich auch die Völker der Imker beeinflusst, die keinerlei Zucht betreiben oder die Vermehrung ihren Völkern selbst überlassen. Die Umlarvveranstaltungen bieten darüber hinaus die Möglichkeiten weitere Imker zu motivieren und für die Zuchtarbeit zu gewinnen, denn wir brauchen dringend Nachwuchs.

 

F.- K. Tiesler

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