Zuchtvölker ohne Winterbehandlung führen

Varroamilben, Viren im Verbund mit weiteren Gefahren stellen die Imkerei vor komplexe Herausforderungen, die viele von uns schlichtweg überfordern. Anstatt rational zu reagieren, schaltet unser Hirn dann blitzschnell um auf Instinkte und Emotionen…
Wir hassen sie, die Milbe, sie hat uns die Imkerei teils zur Hölle gemacht. Mit unsere Kontra-Reaktion aber haben wir tatsächlich nur negative Emotionen erschafft, denn seit 1977 haben wir in Deutschland nur eins getan: GEGENMilbengekämpft. Dadurch sind wir Imker*Innen oftmals frustriert und traumatisiert (Verluste…), unsicher (Behandlungsmethoden) suchen oft nach Ausreden (“zu viel Aufwand…”) und haben Ängste (Völkerverluste…).
Wir hätten von Anfang an auch FÜR die Bienekämpfen können. Stattdessen schimpfen viele über künstliche Brutpausen: “Man sperrt doch keine Zuchtmutter ein” was vor allem dazu geführt hat dass… wir Imker eingesperrt sind in einer Endlosschleife der chemischen Keule…
Seit 2021 ist meine Imkerei 100% chemiefrei... Jahrelange habe ich mit mehr als 100 Wirtschaftsvölkern ein Betriebssystem umgesetzt, basiert auf Bannwabentaschen. Sie ermöglichen tatsächlich zahlreiche Anwendungen, auch in der Zucht — einfach faszinierend! Es war für mich ein völlig logischer Schritt, diesen anderen Weg zu gehen… Nein, ich muss mich ehrlicherweise korrigieren: es fühlt sich einfach gut an…, ich habe meinen Fokus auf positive Emotionen gelegt… und genau das führte zur rationalen Entscheidung, Milben zu zählen - die einzige rationale Entscheidung, die der Imker machen muss. Rationale Entscheidungen ermöglichen also positiven Emotionen und anders rum genauso…
Das alles bewirkt, dass man anfängt, jedes Volk als Zuchtvolk zu sehen. Was sind Zuchtvölker? Genau: Schublade und Bogenschnitt machen aus jedem Volk ein Zuchtvolk… vielleicht sollten wir aufhören, von der Königsdisziplin (Zucht) zu reden, und alle Imker*Innen mitnehmen auf eine faszinierende, positive Reise…
Zitat:
“Schublade & Bogenschnitt - mehr Grundlagen braucht es nicht”
Thomas Van Pelt