Zum Hauptinhalt springen
| AGT allgemein

Zuchtwerte für neue Merkmale in BeeBreed - Zuchtwerte für Brutuntersuchungen

In diesem Jahr werden erstmalig Zuchtwerte für die Ergebnisse von Brutuntersuchungen in BeeBreed zur Verfügung gestellt, und zwar für die 3 Merkmale SMR (unterdrückte Milbenreproduktion), Recapping (Anteil der wiederverdeckelten Zellen), Recapping infiziert (Anteil der wiederverdeckelten Zellen, in denen Varroamilben gefunden wurden).

Anders als bei den restlichen Zuchtwerten stehen diese Zuchtwerte nur für eine Teilpopulation zur Verfügung, und zwar für die Völker, bei denen eine Brutuntersuchung durchgeführt wurde und deren (auch indirekte) Vorfahren. Im Stammbaum-Browser werden die Zuchtwerte der Brutuntersuchungen dann angezeigt, wenn sie vorliegen. In den Funktionen ,“Zuchtwertergebnisse für ausgewählte Königinnen“, „Zuchtwertergebnisse für Geschwistergruppen“ und „Zuchtwerte eines bestimmten Prüfstandes“ werden diese Zuchtwerte nur angezeigt, wenn in der Auswahlmaske die Auswahlbox „SMR-Zuchtwerte“ angekreuzt wurde. In diesem Fall wirkt diese Einstellung als Filter — es werden nur Königinnen angezeigt, für die diese Zuchtwerte berechnet wurden. Die Zuchtwerte der Brutuntersuchungen können auch in die Wichtungsfaktoren für den Gesamtzuchtwert einbezogen werden, wobei dann Königinnen ohne diese Zuchtwerte keinen Gesamtzuchtwert erhalten. Die Zuchtwerte von Brutuntersuchungen können auch in die Zuchtplanung mit einbezogen werden, was aber nur für Königinnen Sinn macht, die Zuchtwerte für Brutuntersuchungen auch besitzen.

In der Zuchtwertschätzung wird nun auch die familiäre Häufung der Krankheitsanfälligkeit analysiert. Das Ergebnis wird in einer einfachen Klassifizierung dargestellt.

Für die Zucht bedeutet rot „unter besonderer Achtsamkeit zur Weiterzucht verwenden“, gelb „Nachzucht unbedenklich“, grün „zur Nachzucht bevorzugen“.

Für das Auftreten von Kalkbrut, Nosemose oder chronischer Bienenparalyse müssen generell 3 Gegebenheiten zusammenkommen: erstens muss der Infektionserreger am Bienenstand in gewisser Stärke und Infektiösität vorhanden sein, zweitens müssen die Umweltbedingungen mehr oder weniger ungünstig sein, und drittens muss die Biene genetisch eine gewisse Anfälligkeit für die Krankheit haben. Bei der Gefährdungsampel geht es ausschließlich um die dritte Komponente, die Anfälligkeit, denn nur diese kann in der Selektion eine Berücksichtigung finden.

Es versteht sich aus den Grundsätzen imkerlicher Sorgfalt von selbst, dass bei einem Krankheitsfall Maßnahmen ergriffen werden sollten, die Ausbreitung der Infektion einzudämmen oder die Standortbedingungen zu verbessern. Die Krankheitsampel hat aber damit nichts zu tun, da sie ausschließlich die erbliche Komponente der Anfälligkeit beschreibt. Auf der anderen Seite ist eine Selektion gegen Krankheitsanfälligkeit nur dann möglich, wenn auf manchen Prüfständen weniger günstige Standortbedingungen und eine Infektionslast gegeben sind, so dass Krankheitsfälle auftreten und Unterschiede in der Anfälligkeit aufzeigen.

Der Ansatz zur Krankheitsanfälligkeit berücksichtigt nur Stände, auf denen sowohl kranke als auch gesunde Völker anzutreffen waren. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass jede dieser Krankheiten stark von den Bedingungen abhängt. Dass auf einem Stand keine Krankheiten anzutreffen waren, kann auch durch günstige Bedingungen, das Fehlen infektiöser Erreger oder durch das Nicht-Erkennen oder Nicht-Melden des Krankheitsfalls verursacht worden sein und lässt keine Rückschlüsse auf die Krankheitsanfälligkeit der Völker zu. Genauso lässt sich umgekehrt die Information, dass auf einem Stand alle Völker erkrankt waren, auch durch ungünstige Bedingungen, besonderes Ausmaß oder Infektiösität der Erreger erklären und lässt ebenfalls keine Rückschlüsse auf die Krankheitsanfälligkeit der Völker zu.

Die Grenzen für die Farbsetzungen wurden aufgrund von Validierungen anhand gemeldeter Krankheitsdaten vorgenommen. Tatsächlich lässt sich für die meisten Völker keine Aussage treffen, bei den meisten Königinnen steht die Ampel auf ,,grau''. Die Grenzen für die Sicherheiten wurden so konservativ gewählt, dass erst dann, wenn eine familiäre Häufung plausibel ist, ,,rot'' markiert wurde. Umgekehrt wird auch erst dann ,,grün'' gegeben, wenn sich hier eine familiäre Häufung der Widerstandsfähigkeit erkennen lässt.

Derzeit ist die systematische Selektion gegen Krankheitsanfälligkeit noch schwierig, weil noch ein zu geringer Anteil der Population bewertet werden kann. Es ist darum nicht Bestandteil von Zuchtrichtlinien. Es besteht ausdrücklich kein Verbot, von mit ,,rot'' bewerteten Völkern nachzuziehen. Das in den DIB-Körrichtlinien vermerkte Verbot, von kranken Völkern nachzuziehen, hat andere  Gründe, denn ein krankes Volk kann potenziell auch Infektionserreger verbreiten. Darum geht es in der Krankheitsanfälligkeits-Ampel nicht.

Eine gelbe Bewertung ist im Grunde besser ist als eine graue. Eine gelbe Ampel zeigt, dass in mehr oder weniger naher Verwandtschaft bereits Krankheitsfälle vorgekommen und berichtet worden sind, die vorliegende Linie sich dabei als nicht besonders anfällig erwiesen hat. Hinter einer grauen Bewertung kann sich hingegen auch eine hohe Anfälligkeit verbergen, die sich aber noch nicht gezeigt hat, sei es, weil sie bisher auf Ständen ohne Infektionsbelastung geprüft wurde, weil wegen günstiger Umweltbedingungen die Krankheit nicht ausgebrochen ist, oder, am problematischsten, weil Erkrankungsfälle nicht berichtet wurde wurde. Gerade der letzte Punkt ist entscheidend: irgend eine Ampelfarbe außer grau schafft Vertrauen, dass hier konsequent Krankheitsfälle berichtet werden und nicht verheimlicht!

Zuchtwerte für Volksstärke, Frühjahrsentwicklung und Winterfestigkeit

Die Einführung von Zuchtwerten der Stärkenmerkmale soll eine umfassendere Bewertung von Zuchtköniginnen fördern. Diese Merkmale sind ohnehin schon lange Bestandteil der Zuchtrichtlinien und wurden von vielen Züchtern sorgfältig erfasst.

Es geht hierbei nicht darum, dass nun auf größere Volksstärke selektiert werden soll. Große Volksstärke ist nicht generell wünschenswert. Es ist vielmehr hilfreich zu wissen, ob z.B. ein überdurchschnittlicher Honigertrag auf größere Volksstärke zurückzuführen ist oder nicht. Es ist auch eine wichtige Nebeninformation für die Bewertung der Varroa-Merkmale: wird die Varroa-Resistenz nur durch geringere Brutfreudigkeit erreicht, die sich in geringerer Volksstärke widerspiegelt, oder besteht ein spezifisches Abwehrverhalten, das auch bei großer Volksstärke die Milbenausbreitung hemmt.

Die Zuchtwerte zur Volksstärke und Frühjahrsentwicklung helfen auch, die Eignung von Zuchtmaterial für eine bestimmte imkerliche Betriebsweise zu umreißen. Während an manchen Standorten starkes Volkswachstum im Frühjahr essenziell ist, ist an anderen moderate Volksstärke und Entwicklung viel besser für die Bienengesundheit.

Die Stärken-Merkmale werden noch nicht durchgehend erfasst, was sich in einer geringeren Sicherheit im Vergleich zu Sanftmut, Wabensitz und Schwarmträgheit niederschlägt. Die Sicherheiten werden im Stammbaum-Browser angezeigt und vermitteln eine Orientierung.

Leistungsindex

Der Leistungsindex setzt sich zu gleichen Anteilen aus den Zuchtwerten für Honigertrag, Sanftmut, Wabensitz und Schwarmträgheit zusammen. Er ersetzt bei der Körung der Klasse B den ,,Durchschnitt der Zuchtwerte der 4 klassischen Merkmale'', der zwar die gleiche Absicht verfolgt. Die Vorteile dieses Index sind:

·     Der Leistungsindex ist in Durchschnitt und Streuung auf die Prüfvölker der letzten 5 Jahrgänge normalisiert und ist damit besser zur Orientierung innerhalb der Population geeignet. Er teilt diese Eigenschaft mit den Einzelzuchtwerten, dem Varroaindex und dem Gesamtzuchtwert.

·     Für den Leistungsindex kann direkt aus dem mathematischen Modell eine Sicherheit berechnet werden, die die Sicherheit des Honigertrags in den Körrichtlinien ersetzt. Sie schließt auch die Informationsqualität der Bewertung der Eigenschaften mit ein.

·     Der Durchschnitt muss vom Züchter nicht separat ausgerechnet werden, der Index wird unmittelbar angezeigt.

Zuchtplanung für 1b-Anpaarung

Die gewöhnlichen Zuchtwerte beziehen neben der Genetik der Königin auch die genetische Wertigkeit des Drohnenspermas mit ein, mit denen sich die Königin paarte. Damit sind sie sowohl für die Selektion der Mutter (2a) als auch die Selektion des Vatervolkes (4a) geeignet. Für die 1-Volk-Besamung (1b-Besamung) hingegen werden ausschließlich die Gene der Königin weitergegeben. Deswegen gibt es nun den ,,Zuchtwert für die Verwendung als Drohnenvolk'', der im Stammbaum-Browser angezeigt wird. Bei der Zuchtplanung kann nun „als 1b-Besamung“ ausgewählt werden, wo bei der Anpaarung dieser neue Zuchtwert zum Einsatz kommt.

 

BeeBreed ist ein Service des Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e. V., unter der Webadresse http://beebreed.eu aufrufbar. Um als Züchter aktiv teilzunehmen, ist die Mitgliedschaft in einem teilnehmenden Verband obligatorisch.

Zurück