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Umgang mit Zuchtstoff: Herkunft - Transport - Pflege

In vielen Regionen Deutschlands gibt es die Möglichkeit, sich mit genetisch gutem Zuchtmaterial über Umlarvaktionen zu versorgen. Manche Landesverbände haben Zuchtstoffausgabestellen installiert. Manchmal sind es aber auch Umlarvveranstaltungen von Züchtern oder Züchterringen. Wer Zuchtstoff braucht, muss sich im Klaren sein, was mit den neuen Königinnen passieren soll. Möchte man mit ihnen weiterzüchten, also auf eine Belegstelle gehen, sollte der Spender des Zuchtstoffes unbedingt gekört sein. Das heißt, das Volk hat eine Leistungsprüfung hinter sich. Die Daten sind in Beebreed erfasst und nachzulesen und eine Merkmalsuntersuchung ist eingetragen.

Möchte man aber nur gute Wirtschaftsvölker erhalten, reicht vielleicht auch eine gute Zuchtkönigin, die nicht unbedingt gekört wurde. Der Zugriff auf eine Zuchtkönigin ist auf jeden Fall zu empfehlen, da jede nachgezogene Königin (F1), egal wie sie begattet wurde, reinrassige Drohnen erzeugt. Hierdurch, also mit diesen Drohnen, wird ein großer Einfluss auf die Begattungen in der Nähe des Bienenstandes ausgeübt.

Transport von Zuchtstoff:

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Zwei davon möchte ich hier genauer beschreiben. Für den Transport des Zuchtstoffes über eine kürzere Strecke, ich denke da an ein bis eineinhalb Stunden, ist der frisch umgelarvte Zuchtrahmen ganz einfach in ein gut feucht gemachtes Tuch einzuschlagen. Der Zuchtstoff kann dann problemlos im Auto transportiert werden, darf aber nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden. Feuchte und kühle Temperaturen schaden den Maden nicht. Sonne und große Hitze sind dagegen problematisch und können die Maden schädigen. Der Zuchtrahmen kann vor dem Umlarvtermin in ein Volk gegeben werden. Es reichen 24 Stunden, die Bienen belaufen das Holz des Zuchtrahmens und die neuen Näpfchen und sie überziehen alles mit einer dünnen Schicht Propolis. Durch dieses Eingewöhnen wird der Geschmack der Kunststoffnäpfchen verändert und die Annahme ist besser.

Für den Transport über eine längere Strecke empfehle ich die Verwendung eines Anbrüters. Der Anbrüter ist bei mir ein kleiner Kasten (Ablegerkasten) der drei oder vier Waben im Standmass fasst. Er hat einen Aufsatz für die Zuchtnäpfchen. Der Abstand von den Zuchtnäpfchen zu den Oberträgern der Waben sollte 2,5 bis 3 cm sein. Diese Angaben mache ich hier, da viele Imker den Anbrüter selbst bauen wollen. Im Imkereifachhandel gibt es aber auch fertige Exemplare. Der Anbrüter wird mit einer Wasserwabe einer Futterwabe und einer Pollenwabe gefüllt. Eine Wasserwabe ist eine leere Wabe, die unter einen Wasserstrahl gehalten wird und dann wird mit der flachen Hand über die Oberfläche der Wabe gestrichen. Dadurch dringt das Wasser in die Zellen der Wabe ein. Die Honigwabe und die Pollenwabe sollten möglichst frisch sein. Es darf keine Brut und auch keine Eier auf den Waben sein.

Die Bienen, die in den Anbrüter kommen, sind entscheidend für die Annahme der Maden. Als Faustformel gilt: Mindestens doppelt so viele offene Brutwaben wie der Anbrüter Waben fast, werden in den Anbrüter abgekehrt.  Das heißt, bei einem Anbrüter, der 3 Waben fasst, mindestens die Bienen von 6 offenen Brutwaben. Ganz wichtig, es darf auf keinen Fall eine Königin in den Anbrüter!

Wenn der Anbrüter gefüllt ist, er hat kein Flugloch bzw das Flugloch ist geschlossen, wird er möglichst dunkel und kühl gestellt. Vielleicht kann man sich jetzt schon auf den Weg zum Zuchtstofflieferanten machen. Frühestens nach zwei Stunden können dann die Näpfchen belarvt werden. Nach dieser Zeit wissen die Bienen im Anbrüter, dass sie weisellos sind, jetzt werden die frisch umgelarvten Zellen gut angenommen. Bevor man sich wieder auf den Heimweg macht, sollte der Anbrüter noch einige Zeit stehen bleiben. Wenn es möglich ist, 1-2 Stunden. In dieser Zeit haben die Bienen die jungen Maden schon gut mit Futtersaft versorgt und die Zuchtzellen sind auch schon mit Wachs angebaut. Die Annahme kann auch schnell durch das Ziehen einer Zelle aus dem Aufsatz kontrolliert werden.

Die Zellen bleiben 24-Studen im Anbrüter, das Flugloch darf nicht geöffnet werden und der Anbrüter sollte ruhig, dunkel und kühl stehen. Nach dieser Erstversorgung werden die angebrüteten Edelzellen entweder in ein vorbereitetes Pflegevolk oder in weiselrichtige Völker über das Absperrgitter zur Weiterpflege gehängt. Im Honigraum über dem Absperrgitter müssen unbedingt zwei offene Brutwaben platziert werden. Zwischen diese offenen Brutwaben wird der Zuchtrahmen mit den angebrüteten Zellen gehängt. Die Edelzellen können dann fünf Tage nach dem Umlarven, jetzt sind sie frisch verdeckelt, in Käfigen geschützt werden. Der zweite Termin zum Schützen (verschulen) wäre der 10. Tag nach dem Umlarven. Ab da sind die Zellen unempfindlich gegen Erschütterungen. Am zwölften Tag nach dem Umlarven ist dann der Schlupf der Königinnen.

Direkt umgelarvte Zuchtzellen, also nicht angebrütete Zellen, können in ein vorbereitetes Pflegevolk gegeben werden. Es ist bei mir ein Wirtschaftsvolk, das drei Zargen besetzt. Die Königin wird 9 Tage vor dem Umlarvtermin in der oberen Zarge, also im Honigraum, untergebracht und mit einem Absperrgitter vom Rest des Volkes getrennt. Am Umlarvtag wird die Königin und alle Waben des Honigraumes vom Pflegevolk entfernt. Die ansitzenden Bienen werden in das Pflegevolk zurückgegeben. Die offenen Brutwaben werden auf andere Wirtschaftsvölker verteilt. Das Pflegevolk ist jetzt übervoll mit Bienen, es wurde von drei auf zwei Zargen eingeengt. Im Pflegevolk ist jetzt nur noch verdeckelte Brut. Nach ca. 2 Stunden kann der frisch umgelarvte Zuchtrahmen eingehängt werden. Diese 2 Stunden sind wichtig denn die Bienen müssen wissen, dass sie weisellos sind.

Viel Spass beim Züchten !

Leo Famulla